Mein erstes Mal...


Eine Golferglosse von Rolf Everding

"Golf ist die Sportart mit der größten Wachstumsrate", titelte die Sonntagszeitung in ihrer Sport-Sonderbeilage. "Die Berechtigung, irgendwann Golf spielen zu dürfen, ist ganz einfach", stand da.

"Man bucht einen Schnupperkurs, nimmt wenigstens 10 Trainerstunden, paukt Regelkunde und Golf-Etikette und bekommt nach einer Befähigungsrunde mit dem Pro früher oder später die interne Platzreife. Dann darf man auf seinem Heimatplatz spielen."

So einfach ist das also. Golf reizte mich.

Ich hatte zwar in meiner Jugend viel Sport getrieben, doch das ist lange her, konnte bei diesem Spiel ja wohl nicht hinderlich sein. Mein Freund Friedhelm und ich gingen zum Schnupperkurs. Seine Frau verabschiedete uns mit den Worten: "Friedhelm war zwar nie ein guter Sportler, aber zum Golfen reicht es ja wohl allemal".

Es reichte nicht.

In langer Reihe standen wir auf Matten vor einer mit Hunderten von Bällen übersäten Wiese. Nach kurzer Einweisung zur richtigen Schlägerhaltung, legten wir Bälle auf einen Gummistopfen und schlugen nach ihnen. Meine hochgeschraubten Erwartungen, dass Golf ja wohl so schwer nicht sein könne, erfüllten sich nicht. Ich traf keinen Ball, und wenn, dann hoppelte der nur wenige Meter irgendwo hin, nur nicht dahin, wohin ich ihn haben wollte.

Friedhelm ging es nicht besser.

Uns stand die Verzweiflung im Gesicht. Wie sollten wir jemals Golfer werden, die Spaß am Spiel mit dem weißen Ball haben und mit Begeisterung auf die Plätze gehen, wenn wir den Ball nicht mal trafen?

Nach zwanzig Minuten allergrößter Unbeholfenheit stellte sich der Trainer direkt hinter mich und führte mir die Hände beim Schwung. Meine Bälle flogen nicht schlecht. Ich schöpfte Mut.

Als er mir dann auch noch mit glaubhaft ehrlicher Mine verkündete, dass ich über einen wunderbar natürlichen Schwung verfüge, war klar, dass ich Golfer werden wollte.

Zu Friedhelm muss er ähnliches gesagt haben, denn er hatte das gleiche glückliche Lächeln im Gesicht wie ich.

So sind wir nach dieser recht fragwürdigen Ermutigung des wohlwollenden Trainers zum Golf gekommen.

Das ist jetzt zwei Jahre her. Heute lachen wir darüber.

Wir sind bereits bei Handicap 31 und in aufsteigender Form.

Schön, dass wir diesen Sport für uns so spät noch entdeckt haben.  



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