Mit dem Hausboot zum Golfen in der Camargue


Während der Fahrt über den großen Etang de Thau sollte man eine Schwimmweste anlegen.

 

Golf Bonjour und Schiff Ahoi bei den letzten halbwilden Pferden Europas, bei den Camarguais. 

 

 

Vier Golfspieler sind ausgezogen, um das Leben auf den Kanälen und auf den Golfplätzen in der Camargue kennen zu lernen. Wir fahren mit dem ICE, dem Thaly und dem TGV von Deutschland über Brüssel und Paris nach Nimes, und dann mit dem Bus ans Mittelmeer zur LeBoat Hausboot Basis in St-Gilles am Canal du Rhône à Sète.

Unser Zuhause schwimmt und heißt Magnifique. Es ist fast 15 Meter lang, mehr als 4 Meter breit und von kühner Eleganz. Der Chef der Basis erscheint und erklärt, was an Bord alles zu tun ist. So funktioniert der Kühlschrank, so die Heizung, so die Toilette und so weiter und so weiter. Er zeigt uns auch, wie man das Boot steuert, wie man es an- und ablegt, wie gebremst wird und wie das Boot auf engem Raum gewendet wenden kann. Alles kapiert, wir schippern los in Richtung Aigues-Mortes.

Am Ufer sehen wir weiße Pferde. Es sind die Camarguais, die letzten halbwilden Pferde Europas. Sie begleiten uns eine ganze Weile am Ufer. Als wir anlegen, bleiben sie stehen und lassen sich füttern und streicheln. Reiten lassen wollen sie sich nicht. Ein lauter Pfiff von einem herannahenden Reiter schreckt die Herde auf, sie heben die Köpfe und galoppieren durch die Salzwiesen davon. Die Camarguais leben wie in freier Wildbahn und versorgen sich selbst. Etwa zweitausend dieser Pferde sind in der fast menschenleeren Weite der Camargue zuhause.
Die Landschaft ist flach, weit, scheint endlos. Sie ist still und unaufdringlich. Außer den mit dem hier gewonnenen Meersalz beladenen Lastkähnen sind in dieser Region fast keine Handelsschiffe mehr unterwegs. Winzige Orte ohne Straßenanbindung liegen am Kanal. Vor den pastellfarbenen Häusern verkaufen alte Männer Fisch aus ihrem morgendlichen Fang direkt an die Hausbooturlauber. Die Jungen sind von hier weggezogen, viele arbeiten in den Bettenburgen der Ferienorte als Kellner oder Surflehrer, als Discjockey oder Koch.

Vor uns sehen wir mächtige graue Befestigungsmauern. Wir nähern uns Aigues-Mortes.  Es ist ein Kleinod, dieses historische Städtchen. Im Mittelalter als Hafenstadt gegründet, liegt es durch die Verlandung der Flachwasserzone sechs Kilometer vom Meer entfernt. Die Aiguemortais, so nennen sich die Bewohner, sind gastfreundliche, liebenswerte Franzosen, die Ihre Gäste mit edelster mediterraner Küche verwöhnen. Spezialitäten sind Gerichte aus dem deftigen Fleisch der Schwarzen Stiere, die auf den Manades der Umgebung gezüchtet werden. Wir bleiben über Nacht im Hafen direkt vor der Stadtmauer.

Früh am Morgen fahren wir bis La Grande-Motte. Ab den sechziger Jahren entstand diese Touristenstadt aus dem Nichts: Ferienwohnungen, Vergnügungsparks, Campingplätze und Yachthafen. Die Zielsetzung bestand darin, Urlauberströme von den spanischen Badeorten hierhin umzuleiten. Wahrzeichen der Stadt sind die terrassenförmig angelegten hässlichen Pyramiden-Ferienhochhäuser. Sie werden für die Unterbringung der vielen Touristen genutzt. Eine gigantische Vergnügungsmaschine, auf der man auch Golf spielen kann.Die Golfplätze von La Grande-Motte wurden im Sinne der traditionellen Golfplätze in Florida kreiert. Inspiriert durch den Gigantismus dieses Terrains hat der amerikanische Architekt gleich 3 Golf Parcours entworfen. Sie haben uns nicht gefallen. Zu viel Show, zu viel Golftheater drum herum, zu viel Künstlichkeit.

Wir sehnen uns nach unserem Hausboot. Wir suchen Ruhe statt Rummel, wir wollen die Füße hochlegen und gesunde Luft atmen.
Gegen Abend steuern wir den Steg einer kleinen Häusergruppe an, es herrscht starker Wind. Drei ältere Männer weisen uns den Weg und helfen beim Anlegen. Wir sind froh, dass wir Hilfe haben und die Strömung überlisten können. Es wird bald dunkel. Wir laden die Männer ein, zu uns an Bord zu kommen. Sie essen unser Goulasch mit Schwarzrettich, wir trinken ihren Wein. Wir haben uns angefreundet, es wird ein langer Abend.

Am Morgen hat die Natur ihre drohenden Gebärden ausgeknipst. Der Wind ist verschwunden, der Kanal ist ruhig und Enten schwimmen laut schnatternd um unser Boot. Die Fahrt bis zur Hebebrücke in Frontignan ist besonders schön. An manchen Stellen verläuft der Kanal nur ein paar hundert Meter hinter den Sandstränden der französischen Mittelmeerküste. Die Luft schmeckt nach Salz, und manchmal kann man die Brandung hören. Im seichten Wasser  stehen Flamingos. Die Eleganz, die Schönheit und die Grazie der Vögel sind beeindruckend. Das gemeinsame Auffliegen von Tausenden von Flamingos ist unser besonderes Erlebnis.

Vor der Einfahrt in den großen Étang de Thau erkundigen wir uns beim Hafenmeister, ob wir fahren dürfen. Wir dürfen, denn der Wind weht nicht so stark, dass Hausboote den See nicht passieren dürfen. Bis in den Hafen von Mèze ist es nicht weit. Ein wunderschöner Ort. Der Austernfischer Vivian Caumeil bringt uns mit seinem kleinen Boot direkt zu den Austernnetzen. Hier züchten und ernten Männer in gelben Overalls die wertvollen Meeresfrüchte. Abends an der Mole essen wir Austern. Wenn nicht hier, wo dann? Es gibt eine große Auswahl: Klassisch auf Eis, Austernsuppe in Glasschalen, Austern mit Chili und Olivenöl, Gegrillte Austern im Speckmantel und Austern mit Kaviar. Köstlichkeiten, die wir nie vorher gegessen haben.

Um die Schönheit der Camargue zu entdecken, tut man gut daran, sie nicht nur flüchtig zu besuchen. Wir nehmen uns Zeit. Wir bleiben einen ganzen Tag in  Marseillan und verköstigen den Apéritif-Wein Noilly Prat im Weinkeller des Herstellers.
Bis Agde säumen 300 Jahre alte Platanen den Kanal. Ihre enormen Baumkronen schützen das Wasser vor zu großer Verdunstung. Wir durchfahren die weltweit einzigartige Ecluse Ronde (Rundschleuse) und essen abends am Hafen die heimische Spezialität Dorade Royal in der Salzkruste. Eine Köstlichkeit, wir werden noch lange davon schwärmen.  

Am letzten Tag unserer Bootsreise geben wir das Schiff wohlbehalten an der Basis in Port Cassafières ab. Wir haben zwar ein paar Schrammen am Bug, aber das bezahlt die zum Glück abgeschlossene Versicherung. 

Mit dem Taxi lassen wir uns zum 4-Sterne Hotel Palmyra Golf  fahren. Der Club Golfe Cap d´Agde liegt direkt am Hotel, und bis zur benachbarten Golfanlage Golf de Saint Thomas ist es nicht weit.
Auf den Fairways der Cap d´Agde Golfanlage kann man schon mal ins Schwärmen kommen. Der Rhythmus zwischen sichtoffenen Golfbahnen und den sich nach allen Seiten hin palmenbegrenzten Talräumen, geben dieser Runde einen besonderen Reiz. Höhepunkt sind die Bahnen Acht und Zehn. Wasser umgebende Spielbahnen reizen zum Risiko. Legt man mit kurzem Eisen vor, oder versucht man mit langem Holz die Nähe des Greens zu erreichen? Der 6.351 Meter lange Platz ist wie ein gut bewässerter Landschaftsgarten mit weiten Blicken auf Lavendelfelder. Wir haben diesen Platz zweimal gespielt. Er steht in unserer Bestenliste mit oben.

Auf der Golfanlage Saint Thomas bei Béziers mag der unvorbereitete Gast zunächst glauben, die falsche Sportausrüstung dabeizuhaben. Angesichts der 22 - oftmals geradezu provozierend angeordneten Teiche - scheint ein Schlauchboot passender als ein Golfbag. Eine wahrlich maritime Angelegenheit. Der Platz erwartet taktisch kluges Spiel auf höchstem Niveau. Ein Spagat zwischen Verzückung und Verzweiflung. Man tut gut daran, mit dem Terrain behutsam umzugehen. Fairwayhölzer sind die wichtigsten Schläger im Bag. Wer mit ihnen sicher umgehen kann, hat Aussicht auf einen guten Score. Saint Thomas Golf ist eine technische Delikatesse mit faszinierenden Bildern der Camargue.
Golf Bonjour und Schiff Ahoi in der Camargue.

 




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