Wonderful Wales
Das Llansanffraed Court Hotel ist ein altes aristrokatisches Landgut. Hier haben wir gewohnt.
Wales liegt an der Westküste Großbritanniens und ist ein unverwechselbar wunderschönes Land mit ganz eigenem Charakter.
Wales rühmt sich zwar, den Ryder Cup im Celtic Manor bei Newport ausgerichtet zu haben, und darauf ist das Land auch stolz, doch dieser außergewöhnlich gute Twenty Ten Ryder Cup Course ist nicht alles, was Wales für Golfer so einmalig macht.
Die Waliser kennen und lieben Golf, seit es erfunden wurde. Renommierte Golfjournalisten zählen ihre Plätze zur Weltklasse und betiteln sie teilweise als echte Juwelen. Sie zu spielen kostet nur etwa halb so viel, wie bei den englischen Nachbarn Nachbarn, umgerechnet zwischen 30 und 50 Euro.
Die über 200 Plätze reichen von gepriesenen Links Courses wie dem Royal Porthcawl, über Plätze in malerischen Landschaftsgärten wie dem Marriott Old Course St. Pierre, über geschichtsträchtige Anlagen wie dem Monmouthshire Golfplatz mit dem ältesten 18. Loch in Wales bis hin zu dem spektakulär in die Landschaft hinein gestalteten Wales National Golf Course mit Luxushotel und dem größten “Health Spa“ in ganz Wales.
Wir waren eine Woche im Süden von Wales. Eine Stunde Flug von Deutschland nach London, und dann etwa zwei Stunden mit dem Leihwagen über gut ausgebaute Autobahnen in den Süden von Wales nach Abergavenny zu Mike Morgan in das Llansanffraed Court Hotel. Das ist unser Ziel. Das alte aristokratische Landgut liegt in einem Park mit uralten Bäumen, kleinen Seen, Schwänen, Wildenten und Hirschen. Von hier aus erreicht man schnell und problemlos viele der schönsten Waliser Golfplätze. Ein ideales Hotel für eine Süd-Waliser-Golftour.
Am ersten Tag spielen wir den Monmouthshire Golfcourse. Hier auf diesem Platz stellte Dr. Frank Stableford im September 1898 sein Stableford Punktesystem vor. Der Platz ist ein gutes Beispiel für einen gewachsenen Parkland Course. Ausrufezeichen im reichhaltigen Angebot von Monmouthshire ist die Zwei. Ein Par 3 mit sehr hoch oben liegendem, turmartigem Green. Ein trügerisch idyllisches Bild. Zu kurze Bälle rollen zurück, zu lang geschlagene Bälle laufen übers Green und liegen im hohen Rough, links ist aus, rechts ist Wasser. Die Stärke dieses Platzes liegt jedoch nicht im individuellen Bereich, sondern im Gesamtkomplex, der keine schlechten oder auch nur alltäglichen Abschnitte kennt. Das Finalloch mit der Historie, das älteste 18. Golfloch in Wales zu sein, pocht noch einmal auf die Tugenden, die zuvor schon gefragt waren: Länge, Präzision und Scharfsinn beim Putt.
Wales gehört zwar zum “Vereinigten Königreich“, doch besitzt es seit jeher eine eigene Identität. Das Land ist nicht weit von London entfernt, es ist aber ganz anders. In Wales spürt man den Glauben der Waliser an ihre Eigenständigkeit, ihr Nationalgefühl ist stark ausgeprägt. Das traditionelle Wales ist vor allem auf dem Lande zu finden. In ruhigen ländlichen Landschaften mit Feldern und Wäldern, Marktstädtchen und friedlichen Dörfern.
Unser Llansanffraed Court Hotel liegt auf dem Land. Sein Besitzer ist - wie könnte es bei einem echten Waliser anders sein - ein perfekter Gastgeber. Er serviert uns karamellisierte Muscheln mit rotem Pfeffer, gefüllte Lammschulter mit Aprikosengemüse in Apfelsoße. Köstlich. Dazu trinken wir einen ganz ausgezeichneten Waliser Weißwein, den 1998er Ancre Hill Estates Vineyard of Monmouth. Ich habe gleich zwölf Flaschen bestellt und freue mich drauf.
Am nächsten Tag steht der Wales National Golf Course auf dem Programm. Eine topgepflegte Anlage mit vielem Auf und Ab. Reich bewässerte und schwer zu spielende 6.987 Yards. Weniger eine feurige Schönheit als eine stilvolle Persönlichkeit mit dem Hang zum Understatement. Der zweite Platz des Vale Resort ist der wunderschöne Lake Course. Eine Reise voll stiller Natur. Ästhetik pur. Betagte Bäume, Waldnischen, und viele Stellen romantischer Ruhe. Eine Golfschönheit, die ihresgleichen sucht. Nach der Runde lädt das größte “Health Spa“ von Wales zum Verweilen ein. Das 4-Sterne Hotel bietet jeden nur erdenklichen Komfort.
Ein Tag Golfpause tut uns nun gut. Der Owner unseres Llansanffraed Court Hotels, Sir Mike Morgan, zeigt uns seine Heimat. Cardiff mit seinen vielen schönen Arkaden im Stadtzentrum, der historischen Markthalle von 1891, das National Museum mit Werken berühmter Künstler aus aller Welt, darunter auch Bilder von Renoir, Monet und Picasso, und den Stolz von Cardiff, dem 1999 gebauten Millennium Stadion für 75.000 Zuschauer. Mike Morgan zeigt uns auch seinen Lieblingsort, die kleine Marktstadt Chepstown am River Wye. Der Wye bildet die Grenze zwischen England und Wales, und so steht direkt auf der uralten restaurierten Brücke das Grenzschild.
Mit gelassener Erwartung fahren wir nach dem Wales Kennen-Lern-Tag zum Old Course des St. Pierre Golf Clubs. Ein altertümlicher Reiz geht von dieser Runde aus, die sich intim durch uralte Baumreihen zieht. Es ist die Einheit des Konzepts, die betört. Ein Platz, der sorgfältig den Regeln der Raumregie folgt und zugleich reine Natur ist. Fast jede Spielbahn offeriert Optionen, auf denen man sowohl Temperament als auch Fähigkeiten selbst ausreizen kann. Ein Waliser Vorzeigeplatz, auf dem seit Mitte der 80er Jahre achtmal die British Masters ausgetragen wurden. Zu den Gewinnern dieser Turniere zählen Seve Balesteros, Ian Woosnam und Bernhard Langer.
Wales ist ein Land mit Meerblick und eigentlich ist man nie allzu weit von der Küste entfernt. Auf einer schmalen Straße direkt am Meer, auf der Schafe und ihre Lämmer stets Vorfahrt haben, fahren wir an weißen Leuchttürmen vorbei zum Höhepunkt unserer sportlichen Aktivitäten, zum Royal Porthcawl Golf Club. Zum Golfclub Royal Porthcawl gehört immer Wind. 1990 war der Wind so stark, dass der Pro-Shop weggefegt wurde - die Trümmer fand man am nächsten Tag auf der Achtzehn.
Der echte Links Course zählt durch seine Lage zu den weltweit schönsten Golfplätzen. Die ersten drei Bahnen liegen direkt am Strand der Rest Bay. Wir haben Glück, der Wind weht von hinten und unsere Drives sind so lang, wie wir sie ganz selten geschlagen haben. Leider verschwinden die Bälle auf den perfekt gepflegten Fairways aus unseren Augen und liegen in einem der vielen Topfbunker. Den platztechnischen Höhepunkt behält die Runde bis zuletzt unter Verschluss. Die mehrfach von tiefen Gräben unterbrochene 18. Bahn spielt man gegen den Wind, gegen die See, und - sofern man Glück hat - gegen den Sonnenuntergang. An weniger guten Tagen wird einem der Regen ins Gesicht schlagen. Auch wer den Platz mit schlechtem Ergebnis und leeren Händen verlässt, wird den Kopf voll von einem erregenden Golfplatz haben. Der Royal Porthcawl Golf Course kennt nur glückliche Verlierer.
Wales ist ein wunderschönes Land, und eine interessante Golfreise wert.